Charmefaktor Hering: Roman (German Edition) by Elke Kleist

Autor:Elke Kleist [Kleist, Elke]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783954889624
Herausgeber: Engelsdorfer Verlag
veröffentlicht: 2015-04-04T16:00:00+00:00

Jennifer nickte zufrieden, als sie das Telefon auflegte. Na siehst du, Herr Carstens, geht doch.

Sie drehte sich vergnügt auf ihrem Bürostuhl im Kreis und schaute sich in ihrem neuen Büro um.

Korella war ihr ganz schön auf die Pelle gerückt, als er ihr den Raum zeigte. Zum Glück kamen Reni und Maggy dazu, so hatte er dann doch den nötigen Abstand gewahrt.

Hell, freundlich geräumig hatte sie es hier. Aber das Beste war, gleich nebenan lag Renis Reisebüro. Und auf der anderen Seite der Baracke befand sich Maggys kleine Bibliothek.

Im Augenblick war Jennifer aber ganz allein im Haus. Irene und Georg trieben sich gerade irgendwo am Mittelmeer rum. Wohin Maggy und Jimmy unterwegs waren, wusste sie nicht. Die beiden waren die reinsten Weltenbummler.

Sie genoss es, sich ihre Zeit allein einteilen zu können. Es gab niemanden, der ihr sagte, wann sie wo zu sein hatte oder der Rechenschaft über ihre Arbeitszeit verlangte. Allein das Ergebnis zählte. Zeit zu haben ist wie ein Gewinn. Besonders, wenn es für so banale Dinge ist, wie einfach mal in der Gegend herum gucken.

Das Wetter war immer noch sehr schön. Ein fast sommerlicher September.

Im Ort war es schon deutlich ruhiger geworden. Die Sommerferien waren zu Ende und überwiegend ältere Gäste bestimmten nun das Bild von Prerow.

Jennifer besuchte Veranstaltungen, sprach mit Kultur- und Sportorganisatoren über deren Angebote und die Resonanz darauf, befragte Künstler zu ihren Eindrücken das Publikum betreffend und baute Kontakte zu Einrichtungen für Gesundheit und Wellness auf. Nächste Woche würde sie nun auch endlich den Typen vom Nationalpark treffen. Schließlich war das der Bereich, den Wedekind ihr am meisten ans Herz gelegt hatte. Natur, Natur, Natur.

Jennifer schaute auf ihre Uhr. Sie könnte zum Dreiseitenhof raus fahren. Vielleicht war von Stetten ja da. Wenn nicht, würde sie sich eben allein ein bisschen umsehen.

Sie war denkbar ungünstig angezogen für einen Baustellenbesuch. Sie hatte sich bis jetzt noch nicht dazu durchringen können, sich von ihrer gewohnten Garderobe zu trennen. Korellas heimliche Blicke auf ihre Beine und seine Komplimente hatten da sicher ihr übriges getan. Sie musste zugeben, dass ihr seine Aufmerksamkeit gefiel. Ein paar Streicheleinheiten für die Seele braucht der Mensch eben.

Sie fuhr zum Dreiseitenhof und stellte zufrieden fest, dass der Weg zum Haus bereits gepflastert war. Das Tempo, das die Baufirmen hier vorlegten, war sagenhaft. Musste für sie ein überaus lukratives Geschäft sein, dass sie sich so ins Zeug legten.

An der Seite stand ein dunkelblauer Pick up. Ein grobschlächtiger Mann mit struppigen roten Haaren war dabei, das Auto auf Hochglanz zu polieren. Er stierte zu Jennifer rüber und musterte sie mit einem süffisanten Grinsen ungeniert von oben bis unten.

Unangenehm berührt nickte sie ihm nur kurz zu.

Von Stetten kam ihr aus dem Haupthaus mit ausgestreckten Händen entgegen und der Autowäscher zog den Kopf ein.

„Herzlich Willkommen, Frau Dorn“, und wieder die für ihn typische Verbeugung, „wie schön, dass Sie die Zeit gefunden haben, meiner Einladung zu folgen.“

Jennifer wunderte sich einmal mehr über sein vornehmes Auftreten. Kein Wunder, dass er im Ort nur Landgraf genannt wurde. In seinem weißen Hemd, den Reiterhosen

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